Villmarer Müllweitwerfen

Mir erscheint es ein wenig kindisch, jetzt darum zu betteln, wer wann mehr Müll gesammelt hat oder nicht. Die einen haben Spaß am Schwarze-Peter-Spiel, die anderen ergehen sich in Selbstbeweihräucherungen. Unter einer kompetenten Reaktion stelle ich mir etwas anderes vor.

Persönliche Angriffe mit der Attitüde einer Abrechnung stehen dem Naturschutz sicher auch nicht gut zu Gesicht - auch wenn solche Reaktionen von Naturschützerseite sattsam bekannt sind. Ich kenne Herrn Dresen nicht. Vielleicht sollten wir uns aber mal kennen lernen. Vielleicht sollte her Dresen einfach mal mitkommen zum Klettern?

Eigentlich hatte ich von den vereinigten Naturtschützern eher so etwas wie eine Entschuldigung gegenüber den Kletterern erwartet: Eine Entschuldigung für die vielfach publizierte Verleumdung, die Kletterer würden den Müll am Konradsfels abladen. Von Herrn Paul war diesbezüglich auch noch nichts zu hören.

Besonders interessant finde ich die letzten zwei Absätze des Artikels in der NNP:
Herr Dresen zählt allerlei Maßnahmen auf. Maßnahmen, zur "Wiederherstellung naturnaher Gewässer einschließlich deren Ufer und Auen". Von Saxifraga sponhemica war nichts lesen. Von beobachteten und nachgewiesen Entwicklungen war auch nicht die Rede.
Ein Naturschutzgebiet entwickelt sich also offensichtlich allein schon deswegen positiv, weil man irgend welche Maßnahmen durchführt. Also ist die Maßnahme selbst das Ziel und ihre Durchführung schon der Erfolg? Ich dachte es geht um den Steinbrech und nicht um Maßnahmen! Oder verstehe ich da was falsch?
Was ist eigentlich aus den Erfolgskontrollen geworden, zu denen die Naturschutzbehörde per Gesetz verpflichtet ist?

Mich würde mal interessieren, ob Herr Dresen schon jemals eines der von ihm genannten Klettergebiete besucht hat. Vielleicht sollte sich Herr Dresen mal mit einem Mitglied eines Naturschutzvereins aus diesen Regionen unterhalten. Die Naturschützer im Frankenjura und in der Pfalz, die seit vielen Jahren erfolgreich mit den Kletterern und insbesondere auch mit der IG Klettern zusammenarbeiten, würden sich sicher erfreut zeigen über Herrn Dresens Meinung, daß die Kletterer aus Mittelhessen doch einfach mal 200-300km zu ihnen in sowieso schon stark frequentierte Gebiete fahren sollen.
In Sachsen wird im übrigen in einem Nationalpark geklettert! Nicht illegal, sondern in expliziter Absprache mit der Nationalparkverwaltung und unterstützt durch die Landespolitik.

Ich lade Herrn Dresen und jeden anderen "Naturschützer" zwischen Limburg und Weilburg gerne in eines der genannten Klettergebiete ein. Dann können wir uns die Situation dort mal gemeinsam anschauen.

Bezeichnend ist natürlich auch, daß niemand die Frage stellt, wie man das Müllproblem langfristig in den Griff bekommt. Das Problem besteht doch nicht darin, wer wann wieviel Müll wegsammelt. Das Problem besteht doch vielmehr in der Frage warum der Müll dort überhaupt abgeladen wird, und wie man dies in Zukunft zu verhindern oder zumindest zu vermeiden gedenkt.
Herr Dresen spricht vage von "Abhilfemaßnahmen". Es wäre interessant zu erfahren, was er denn darunter versteht.

Vielleicht stellt niemand in Villmar die Frage nach den Ursachen und möglichen Abhilfen ernsthaft, weil dann die Diskussion schnell auf den Parkplatz, den Aussichtspunkt und das Denkmal kommen würde. Wir wissen alle, daß der Aussichtspunkt mit dem König-Konrad-Denkmal in Villmar eine Art Heiligtum darstellt. Aber können lokale Befindlichkeiten der Maßstab sein, wenn es um den Schutz eines Naturschutzgebietes vor dem Mißbrauch als wilde Müllkippe geht? Muß nicht endlich einmal die Diskussion darüber geführt werden, ob Parkplatz und Aussichtspunkt umgestaltet, umgebaut oder eventuell sogar abgebaut werden müssen?

Aber vielleicht will man ja lieber alle paar Jahre den von den Mitbürgern dort angehäuften Müll sammeln - um sich dann hinterher wieder selbst auf die Schulter klopfen zu können?

Aus Sicht der Kletterer gäbe es ein ganz einfaches und absolut narrensicheres Mittel gegen den Mülleintrag:
Laßt die Jugend dort klettern! Wenn diese erst einmal einen Bezug und ein persönliches Interesse an dem Felsen und seiner Umgebung aufgebaut hat, dann wird das Villmarer Müllweitwerfen der Vergangenheit angehören!

Christoph Deinet
27. April 2006




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IG Klettern Rhein-Main