Als einziger Kletterfelsen aus Kalkgestein im gesamten süd- und
mittelhessischen Raum stellt der Konradsfelsen eine einzigartige klettersportliche
Rarität und Herausforderung dar. Im Lahntal zwischen Limburg und Weilburg existiert
zwar noch ein knappes Dutzend weiterer z.T. mächtiger Kalkfelsen, z.B. die Felsen
auf denen der Limburger Dom oder Stiftskirche von Dietkirchen stehen. Dennoch wird von
diesen allein der Konradsfels seit über 50 Jahren klettersportlich genutzt.
Lage des Konradsfelses bei Villmar
Das kompakte und glattflächige Gestein bietet vielfältige Wand- und
Plattenkletterei, im linken, über die Lahn hinausragenden Wandteil auch
ausgeprägte Dach- und Verschneidungskletterei.
Die Extremklassiker des linken Wandteils bieten nicht nur hervoragende Klettereien,
sondern vermitteln auch durch ihre außergewöhnliche Lage ein faszinierendes
Landschaftserlebnis. Der rechte Teil unterhalb des Denkmals bietet hingegen eher
leichte bis mittelschwere Routen.
Der Konradsfels ist in Teilbereichen Standort seltener Pflanzengesellschaften zu denen
als herausragender Vertreter der
Sponheimer Steinbrech
zählt. Die Existenz dieser Pflanzenart, die hier seit der letzten Eiszeit
überlebt hat, und die seit mehr als 50 Jahren mit den Kletterern koexistiert,
soll nun als Vorwand dienen, die Kletterer kompromißlos aus dem Felsen
hinauszuschützen. Angeblich würden die Kletterer den Fortbestand des
Steinbrechs ausschließen.
Details siehe:
Vorschlag eines Schutzkonzeptes für den König-Konrad-Felsen
Die Kletterer, vertreten durch den Deutschen Alpenverein und die IG Klettern u.
Naturschutz in Rhein-Main e.V., haben wiederholt ihre Kompromißbereitschaft
bekundet, sensible, von seltenen Pflanzen besiedelte Felsflächen von der
Bekletterung auszuschließen. Ein entsprechendes Schutzkonzept wurde bereits
in der Landeskletterkonzeption Hessen 1999 vorgeschlagen und im Frühjahr 2000
durch eine gutachterlicherliche Stellungnahme des Instituts für Umweltstudien
Weißer & Ness bestätigt. Auch im aktuellen Kletterführer
Rhein-Main-Gebiet ist eine gleichartige Bereichslösung, die die Felsköpfe,
die bewachsenen Felspartien des Mittelteils sowie den westlichen Nebenfels mit einem
Betretungsverbot belegen, als freiwillig vorausschauende Einschränkung
implementiert. Dies bedeutet unter anderm, daß mehrere Routen deutlich gekürzt
werden, zwei Routen im Mittelteil (im Topo nicht mehr eingezeichnet) ganz entfallen
und die Kletterer nicht mehr auf die Felsköpfe aussteigen dürfen.
Ungeachtet dieses, den naturschutzfachlichen Fakten sowie der verwaltungsrechtlichen
Anforderung des Übermaßverbotes Rechnung tragenden Lösungskonzepts
wird jedoch von einer Reihe von privaten Naturschützern mit absolutem Wahrheitsanspruch
ein totales Kletterverbot gefordert. Dieser Umstand wirkt besonders absurd dadurch, daß
der Steinbrech und andere Pflanzenarten an diesem Standort ganz offensichtlich eher durch
Eutrophierung dieses Felsbiotops durch Stickstoffimmissionen aus der Luft bedroht werden
als durch Kletterer. So wächst beispielsweise an mehreren Stellen, an denen eigentlich
Steinbrech wachsen könnte, die stickstoffliebende Ackerpflanze
Feldsalat
sowie das Acker-Hornkraut als direkte Konkurrenten des Steinbrechs. Ferner werden
mehrere Wuchsorte des Steinbrechs massiv von wild wucherndem Efeu bedrängt und drohen
durch diesen in nächster Zeit eliminiert zu werden.
Selbstverständlich könnten natürlich die Kletterer ihr Know-How zur
Fortbewegung im Fels zur Verfügung stellen, um die expansiven, den Sponheimer
Steinbrech in seiner Existenz bedrohenden Pflanzen zurückzunehmen. Eine Mitarbeit
der Kletterer an Pflegemaßnahmen ist daher fester Bestandteil des vorgeschlagenen
Schutzkonzeptes, hat aber natürlich als unabdingbare Voraussetzung, daß der
Konradsfels in dem o.g. Rahmen weiterhin für Kletterer offen bleibt.
Bedauerlicherweise zeigen alle öffentlichen Stellungnahmen von Vertretern des
privaten und des staatlichen Naturschutzes, daß man unter keinen Umständen
gewillt ist, einer wie auch immer gearteten Teilnutzung des König-Konrad-Felsens
für den Klettersport zuzustimmen. Angesichts der oben erwähnten
Gefährdungsproblematik stellt sich damit ganz augenscheinlich die Frage, ob es
dabei noch um den Schutz seltener Pflanzenarten geht, oder um die persönliche
Satisfaktion einiger Naturschutz-Lokalmatadoren, die Kletterer endlich vom geliebten
Heimatgrund vertrieben zu haben.
Wenn die beteiligten Vertreter des Naturschutzes eine alle Interessen berücksichtigende
und damit langfristig tragfähige Lösung des Streitfalles Konradsfels wollten,
könnte dieser Kalkfelsen an der Lahn ein Musterbeispiel eines kooperativen
Miteinanders von Kletterern und Natuschutz werden. Möglicherweise will man ja aber
auch gerade dieses verhindern!?
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